Besuchen Sie Daniela, Carlo und Cheyenne doch auch auf unserem neuen gemeinsamen Webauftritt auf www.artefloreale.ch.vu!
Vom 9. Juli 1911 bis am 22.Februar 2006 wirkte Rosa
Fankhauser-Gerber, eine meiner hochgeschätzten Grossmütter auf dieser Welt.
Und wie sie wirkte!
Nebst der vielen Arbeit, die sie als Weissnäherin
und für meinen Grossvater verrichtete, welcher als Karrer in der Sägerei Fankhauser
in Langnau amtete und der Versorgung ihrer fünf Kinder verarbeitete unser Grosi
unermüdlich Produkte aus der Natur zu feinen Konfitüren, wirksamen Hustentränken
und vielem mehr. Sie lehrte uns von früh weg den achtsamen Umgang mit der Natur
und faszinierte uns während Ferienaufenthalten allabendlich mit spannenden Geschichten,
die sie zum Teil selber erfand oder Büchern entnahm. Wir waren viel zu Fuss unterwegs
und sammelten allerlei Wundersames, was da so am Wegrand wuchs oder erklommen
gar zuweilen „schtotzegi Höger“, um die schönsten Blumen pflücken zu können.
Kunstfertig fabrizierte sie auch aus dem kleinsten Fitzelchen Stoff
phantasiereiche Kleiderkreationen und fertigte in minutiöser Handarbeit
Wandbehänge und Tischdecken. Deshalb erinnere ich mich auch besonders gut an
eines meiner Lieblingsspielzeuge, mit welchen ich mich stundenlang beschäftigen
konnte – einem Sack voller leerer Garn- und Fadenspulen in den verschiedensten
Grössen und Formen.
Daneben stellte sie jahrzehntelang Hunderte von
Karten her, auf welchen sie gepresste Blüten und Blätter zu symmetrischen
Ornamenten oder zu Bildern arrangierte. Dazu verwendete sie ausrangierte
Glückwunschkarten von Grossverteilern, die sie in stundenlanger Handarbeit
überklebte und mit den Blumen verzierte. Den Erlös der Karten stellte sie
vollumfänglich der methodistischen Kirche von Langnau i.E. zur Verfügung. Ihr
grösster Stolz war es, am alljährlichen Missionsbasar die selbsterzeugten Karten
nebst ordentlich warmen „Wullesocke“ und verschiedenen Näharbeiten möglichst
gewinnbringend zu verkaufen. Stolz vermerkte sie mit glücklichem Augenzwinkern
ein jedes ihrer Familienmitglieder, das ihr zu Ehren getreulich jedes Jahr den
Basar besuchte.
Zudem hatte sie stets ein offenes Ohr für die Anliegen
ihrer Mitmenschen, Jahr für Jahr besuchte sie sogar im hohen Alter noch „auti
Lüt“ in den umliegenden Altersheimen und im Spital. Vielfach waren die
Umsorgten Jahre oder gar Jahrzehnte jünger als „üses Grosi“! Man darf sagen,
dass Grosi seinen tiefen und echten Glauben nicht zelebrierte, sondern lebte,
mit allen Fasern einfach lebte.
In Erinnerung an mein
unvergessenes Grosi habe ich vor Kurzem während einer von extern erzwungenen
Arbeitspause mit einer eigenen Produktion der Blumenkarten begonnen. So manches
Mal ist mir, als ob Grosi mit verschmitztem Lächeln über meine Schulter gucken
und mein Werk fachmännisch begutachten würde. So manchen so erspürten Tipp
konnte ich in meine Arbeit einfliessen lassen. Grosi, nun ist es doch noch
möglich geworden, dass Deinem Anliegen, Dein Werk auch in einer nächsten Generation
noch weiterführen zu können, entsprochen werden kann. Das „Lisme u Näihe“
überlasse ich zwar lieber denen in unserer Familie, die das viel besser können.
Mir
und Ihnen zur Freude fertige ich nach überliefertem Wissen möglichst viele der
bunten Karten!